Individuelle Transformationspfade ermöglichen - Initiative Klimahafen Gelsenkirchen legt Policy Paper zur Dekarbonisierung vor


Gelsenkirchen 17. April 2023 – Mehr Tempo bei der Regulierung, eine unternehmensscharfe Abschätzung des mittelständischen Wasserstoffbedarfes in allen Branchen und ein beschleunigter Ausbau der Infrastruktur für grünen Strom und grünen Wasserstoff, um eine frühe Anbindung auch mittelständisch geprägter Prozesswärmecluster zu ermöglichen: Das sind die Hauptforderungen der Initiative Klimahafen Gelsenkirchen – zusammengefasst in einem heute vorgelegten Policy Paper.
 

 

Basierend auf der im Dezember 2022 veröffentlichten Kurzstudie „Dekarbonisierung der Prozesswärme im Klimahafen Gelsenkirchen“ hat die Initiative die Erkenntnisse für den Prozesswärmecluster im Stadthafen Gelsenkirchen und die Entwicklung des energieintensiven Mittelstandes in einem Policy Paper auf den Punkt gebracht. Die Kurzstudie zeigt: Neben der Elektrifizierung mit grünem Strom erweist sich die Umstellung auf grünen Wasserstoff in vielen Fällen als valide Option. Kernforderung ist daher die Gewährleistung unternehmerischer Freiheit sowie ein hoher Grad an Planungssicherheit, um gerade im Mittelstand einen individuellen Transformationspfad – unter Einbezug lokaler und unternehmensspezifischer Gegebenheiten – zur Dekarbonisierung entwickeln zu können. Dafür ist der parallele Ausbau von Stromnetzen und einer regionalen, öffentlichen Wasserstoffinfrastruktur notwendig. Die so geschaffene Technologieoffenheit ermöglicht langfristig technisch und wirtschaftlich bessere Lösungen.

Um den Wasserstoff-Bedarf im Mittelstand trotz seiner Vielfalt an Betrieben, Branchen, Sektoren und Prozessen bei der Fortschreibung regionaler und nationaler Wasserstoff-Strategien realistischer als bisher berücksichtigen zu können, sind laut der Initiative flächendeckende Erhebungen notwendig. Erste Fern- und Verteilnetzbetreiber starten hierfür bereits detaillierte Bedarfsabfragen bei ihren Industriekunden.

Aber auch die mit dem Einsatz von grünem Wasserstoff zu Beginn verbundene Wirtschaftlichkeitslücke muss für den energieintensiven Mittelstand beherrschbar sein. In der Hochlaufphase wird deshalb eine Förderung der Wasserstoffnutzung (OPEX) über Differenzverträge (Carbon Contracts for Difference, CCfD) wie die von der Bundesregierung angekündigten Klimaschutzverträge nötig sein. Zumindest bis die Mehrkosten für grünen Wasserstoff sich sukzessive verringern. Die Initiative sieht daher bei der Entwicklung der entsprechenden Förderrichtlinie die Berücksichtigung kleiner und mittlerer energieintensiver Betriebe als dringend geboten an. „Jetzt kommt es darauf an, auch den Zugang von mittelständischen Clustern unabhängig von der Branchenzugehörigkeit der einzelnen Unternehmen zu ermöglichen und in den entsprechenden Richtlinien zu formalisieren“, sagt Lars Baumgürtel, geschäftsführender Gesellschafter der ZINQ-Gruppe und Sprecher der Unternehmensinitiative.

Denn der Klimahafen Gelsenkirchen mit seinen mittelständisch geprägten, energieintensiven Betrieben steht prototypisch für Prozesswärmecluster in ganz Deutschland mit Hunderten von Unternehmen und Tausenden von Beschäftigten. Die Vielfalt der technischen Prozesse zur Wärmeerzeugung über alle Branchen hinweg ist immens und kann auf andere Cluster und höhere Betrachtungsräume übertragen werden: Auch das Ruhrgebiet hat unter solchen Gesichtspunkten als Anwendungsfall einer dualen Infrastruktur die besten Voraussetzungen für eine zügige und effiziente Transformation zu einer klimaneutralen Industrieregion. Ein freier Zugang und Anschluss an ein öffentliches Wasserstoffnetz analog zum Strom- und Erdgasmarkt sowie zu entsprechenden Fördermitteln sollte laut der Initiative daher das Zielbild für eine Wasserstoffwirtschaft sein.

Das Policy Paper der Initiative Klimahafen inklusive einer Kurzfassung der Kurzstudie „Dekarbonisierung der Prozesswärme im Klimahafen Gelsenkirchen“ steht auf dem Internetauftritt der Initiative zum Download bereit (www.klimahafen-gelsenkirchen.de). „Die Initiative leistet am Beispiel des Prozesswärmeclusters einen wichtigen Beitrag zur Diskussion für die Dekarbonisierung der industriellen Prozesswärme“, sagt Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). „Die Ergebnisse können als Grundlage dienen, um gerade mittelständische Unternehmen bei der Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Emissionsminderung zu unterstützen.“ Die Kurzstudie wurde fachlich und finanziell von der DBU gefördert, vom Wissenschaftspark Gelsenkirchen koordiniert und von Forscherinnen und Forschern des Wuppertal Instituts und des Fraunhofer UMSICHT durchgeführt. Als eine der ersten „Bottom-up-Studien“ analysiert sie Dekarbonisierungspfade auf einzelbetrieblicher Ebene in insgesamt sechs Unternehmen und fasst diese für den Wärmecluster im Klimahafen zusammen. Betrachtet wurden die Mälzerei der Avangard Malz AG, die Getränkedosenproduktion der Ball Beverage Packing Gelsenkirchen GmbH, die Elektrobandproduktion der ThyssenKrupp Electrical Steel GmbH, die Sekundäraluminium-Produktion der TRIMET Aluminium SE, die Feuerverzinkerei der ZINQ GmbH & Co KG sowie die Aromatenproduktion der Arsol Aromatics GmbH & Co.KG.

Über den Klimahafen Gelsenkirchen

Der Klimahafen Gelsenkirchen wurde als Initiative von Unternehmen und Einrichtungen am Standort Stadthafen Gelsenkirchen im Mai 2021 gegründet. Die Initiative umfasst aktuell 21 Partner, sie wird vom Wissenschaftspark Gelsenkirchen im Auftrag der Wirtschaftsförderung Gelsenkirchen koordiniert und von der IHK Nord Westfalen unterstützt.  

Folgende Unternehmen haben sich bisher angeschlossen:
ArcelorMittal Bremen GmbH, Arsol Aromatics GmbH & Co. KG, Avangard Malz AG, Ball Beverage Packaging Gelsenkirchen GmbH, Ruhr Oel GmbH - bp Gelsenkirchen, Emscher Lippe Energie GmbH, Gelsenkirchener Logistik-, Hafen- und Servicegesellschaft mbH (GELSEN-LOG.), Hegmanns AG, MALZERS GmbH & Co.KG, Müller´s Mühle GmbH, RK Verpackungssysteme GmbH, Mühle Rünigen Stefan Engelke GmbH, Schmitt Stahlbau GmbH, thyssenkrupp Electrical Steel GmbH, TRIMET Aluminium SE, Spedition Trettin, Umweltservice Trettin GmbH, Uniper Energy Sales GmbH und ZINQ GmbH & CO.KG. Weitere Informationen unter www.klimahafen-gelsenkirchen.de.

 

Für Rückfragen der Medien:

Klimahafen Gelsenkirchen
c/o Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstr. 14
45886 Gelsenkirchen

Wolfgang Jung, Telefon 0209.167-1005, jung@wipage.de
Stephan Rath, Telefon 0209.167-1010, rath@wipage.de

IHK Nord Westfalen
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0251 707-0
infocenter@ihk-nordwestfalen.de


Link zum Policy Paper:

https://www.klimahafen-gelsenkirchen.de/fileadmin/user_upload/KlimahafenGelsenkirchen/Policy_Paper_zur_DBU_Studie_-_Klimahafen_Gelsenkirchen_Web.pdf

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